Der Rasos-Friedhof sollte Romantikern und Geschichtsforschern gut gefallen. Besuchen Sie ihn unbedingt zu Allerseelen und genießen Sie das Meer von Kerzenlichtern.
Der Friedhof erstreckt sich durch ein weites Tal und das Hügelland Rasos-Ribiškės, mit einer Menge kleiner Erhebungen, die überwiegend von verschiedenartigen Bäumen bedeckt sind. Er ist einer der ältesten und wichtigsten Friedhöfe Litauens. Es gibt zwei RasosęFriedhöfe den Alten Rasos-Friedhof, der im Jahre 1796 angelegt wurde und in dessen Mitte eine neogotische Kapelle mit einem Glockenturm steht; und den Neuen Rasos-Friedhof.
Ein außergewöhnlicher Ort ist der sogenannte Hügel der Engel, wo ein symbolisches Grabmal für ungeborene Kinder - Opfer von Abtreibungen - aufgestellt wurde.
Auf dem Rasos-Friedhof gibt es auch einen Literatenhügel. Dort, in der Mitte des Friedhofes, sind namhafte litauische, polnische und weißrussische Schriftsteller und Kulturschaffende bestattet.
Im nördlichen Teil des Friedhofes befindet sich der Winkel der Bücherträger, die zwischen 1866 und 1904, in den Jahren des Verbotes der lateinischen Schrift, Bücher aus dem Ausland nach Litauen brachten; dort sind die ältesten Reste des Zaunes vom 1812 sowie Gräber von 1822 und 1823 zu sehen.
Zwischen den Hügeln, die von der Eiszeit geformt wurden, gab es schon Beisetzungen, bevor Litauen christlich wurde. Hier versammelten sich die Menschen am 23. Juni, am Vorabend des Johannistages, um zu feiern, Opfer zu bringen und zu schmausen. Ende des 19. Jh. war der Friedhof reichen und berühmten Menschen vorbehalten. Gewöhnliche Gemeindemitglieder wurden am Rande des Friedhofs beerdigt.
Rasos war der erste Friedhof außerhalb der Stadt, angelegt im Jahre 1796, als die St. Joseph- und Nikodemus-Kirche geschlossen sowie der Friedhof aufgelöst wurden. Die Historiker des 19. Jh. vermuten, dass die Opfer verschiedener Epidemien in der Vorstadt Rasos beerdigt wurden. 1800 gründete man an Stelle der St. Joseph- und Nikodemus-Gemeinde eine Kirchengemeinde des Missionarklosters. Am 24. April 1801 wurde der Grund des neuen Friedhofes geweiht.
Nach der Anlage des Friedhofes errichtete man Kolumbarien, drei- bis fünfgeschossige Mauerwerke, in deren Nischen die Särge gestellt und außen Gedenktafeln angebracht wurden. Die Grabplatten, die die Nischen der Kolumbarien nach vorne abschlossen, enthielten oft lange Texte, Wappen und Gravuren, gestaltet von zeigenössischen Bildhauern. Die Kolumbarien wurden im 20. Jh. abgerissen, eins 1937, das andere 1957. Die sterblichen Überreste wurden dann in der Nähe, auch auf dem Rasos-Friedhof, neu beigesetzt. Es lässt sich vermuten, dass der hervorragende Kunstmaler Pranciškus Smuglevičius ebenso in einem der Kolumbarien bestattet worden ist.
Im Jahre 1847 errichtete die orthodoxe Geistlichkeit einen neuen Friedhof neben dem Rasos-Friedhof, auf dem die Verstorbenen aus der militärischen Abteilung des Krankenhauses von Antakalnis beigesetzt wurden. Der neue Friedhof wurde von einem Graben umgeben, dahinter beerdigte man Selbstmörder. Der Name dieses Friedhofs, Waisenfriedhof, setzte sich Anfang des 20. Jh. durch.